Die Stadttaube - Ratte mit Flügeln?

Ratten der Lüfte" - so werden Stadttauben leider gern bezeichnet. Viele Menschen ekeln sich regelrecht vor den Tieren und zeigen große Abscheu. Dabei sind Stadttauben Nachkommen verwilderter Haus- und Brieftauben, die einst vom Menschen gezüchtet und bewusst gehalten wurden. Die leider weit verbreitete Meinung, dass Tauben gefährliche Krankheiten übertragen oder dass ihr Kot ätzend ist, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage und führt zu unnötigem Tierleid! 

Doch wie entstehen Stadttauben-Schwärme in unseren Städten?

Stadttauben sind Nachkommen verwilderter Haus- und Brieftauben, deren Vorfahre die Felsentaube ist. Sie sind domestizierte Haustiere, die nicht zu den Wildtieren gehören! (*siehe Rechtsgutachten)

Auszug des Rechtsgutachtens von Dr. iur. Christian Arleth (juristischer Referent der Landestierschutzbeauftragten): "Bei sogenannten "Stadttauben" (Columba livia forma domestica) handelt es sich in Deutschland immer um Haus-, d.h. domestizierte Tiere. Dies gilt nicht nur für Brief-, Hochzeits- oder sonstige Haustauben, die aus vielfältigen Gründen nicht mehr zu ihrem Ursprungstaubenschlag beim Haltenden zurückgefunden und sich einer Stadttaubenpopulation angeschlossen haben; es gilt auch für deren Nachkommen, da auch diese nach zahlreichen weiteren Generationen das ihnen typische angezüchtete Verhalten nicht verlieren und sich auch nicht mit den in Deutschland vorkommenden Wildtaubenarten paaren und genetisch vermischen. Auch die Nachkommen gezüchteter Tauben "verwildern" also genetisch und verhaltensbiologisch gesehen über die Zeit nicht. Dies lässt sich durch Analysen des Erbguts von Stadttaubenpopulationen1 sowie ihrer Verhaltensund Fortpflanzungsbiologie2 wissenschaftlich beweisen."

Haustauben werden seit Jahrtausenden vom Menschen gezüchtet und bewusst gehalten - bis nach dem zweiten Weltkrieg lebten sie häufig auch in unseren Städten (z.B. auf Dachböden).

Brieftauben werden zu Sportzwecken gezüchtet. Züchter nutzen hierfür die starke Bindung zum Partnertier und zum Taubenschlag: Die Tauben werden hunderte Kilometer von ihrem Heimat-Taubenschlag frei gelassen - da die Bindung zum Partnertier und zum Taubenschlag sehr groß ist, versuchen die Tiere dann verzweifelt zurückzufinden. Oft schaffen sie dies aus verschiedenen Gründen leider nicht. Wenn sie diese Tortur überleben, schließen sie sich Schwärmen in der Stadt an und verwildern. 

Somit handelt es sich bei Stadttauben um verwilderte, heimatlose Haustiere. Ein vom Menschen gemachtes Problem!

Ätzender Taubenkot: Wahrheit oder doch nur Vorurteil?

Die leider weit verbreitete Meinung, dass Tauben gefährliche Krankheiten übertragen oder dass ihr Kot ätzend ist, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage und führt zu unnötigem Tierleid! Verschiedene Gutachten* belegen, dass Taubenkot weder besonders ätzend ist noch eine erhebliche Schädigung an Bausubstanzen fördert. Auch die Gefahr der Krankheitsübertragung ist nicht größer oder gefährlicher, als bei allen anderen Tieren. Da die vielen Tauben in der Stadt von etlichen Menschen aber als "lästige Plage" wahrgenommen werden, wurden sie leider schon früh als sogenannte "Schädlinge" bekämpft und bekamen damit ihren schlechten und für die Tiere todbringenden Ruf - der Beginn einer wahren Hexenjagd war die Folge!

Herkunft und Bedürfnisse der Tauben

Die Vorfahren der Stadttauben stammen aus dem Mittelmeerraum. Dort ernähren sie sich von verschiedenen Sämereien und Körnern. Tauben wurden aus diversen Gründen domestiziert und leben seit vielen Generationen als Haustiere bei uns Menschen. Sie sind an das Nahrungsangebot in unseren Breiten nicht angepasst und müssen deswegen vom Menschen mit geeignetem Futter versorgt werden. Doch da in den meisten Städten ein striktes Fütterungsverbot für Tauben gilt, müssen sich die Tiere von menschlichen Nahrungsresten und Müll ernähren. Die Folge ist eine starke Mangelernährung mit teilweise tödlichen Folgen aufgrund der unzureichenden Versorgung mit Nährstoffen. Das Fütterungsverbot wurde einst erlassen, um die Population in den Städten einzudämmen. Jedoch hat dies keinen Einfluss auf die Vermehrung der Tiere: ihr Brutverhalten richtet sich nämlich nicht nach dem Nahrungsangebot, sondern es ist angezüchtet und somit eine genetische Eigenschaft. Dieser Nahrungsentzug führt nur zum langsamen Verhungern einzelner Tiere, verringert aber nicht die Population. 

Unterschlupf und Brutplätze finden Stadttauben auf hohen Gebäuden in unseren Städten, auf Balkonen, Vorsprüngen usw., denn diese ähneln den Brutplätzen der Felsentaube. Hier brüten sie ganzjährig immer wieder. Ein Verhalten, das ihnen vom Menschen angezüchtet wurde.

Zu den Gefahren in der Stadt zählen für unerfahrene Jungtauben häufig der starke Straßenverkehr, aber sehr oft auch Taubenabwehrnetze und Spikes, in denen nicht wenige Tauben tödlich verunglücken.

Eine ethische und tierfreundliche Lösung zur Geburtenkontrolle sind betreute Taubenschläge. Dort werden die Tiere artgerecht gefüttert und man kann ihre Eier gegen Gipsattrappen austauschen. Zudem sammelt sich der Kot größtenteils im Schlag, wo er ordnungsgemäß entsorgt werden kann, und nicht an öffentlichen Plätzen.

Die Stadttauben-Initiative Dresden e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Missstände der Lebensumstände sowie über falsche Ansichten zu diesen liebenswerten (Haus)Tieren aufzuklären. Durch betreute Taubenschläge mit artgerechter Fütterung und dem Austausch von Eiern wird die Population der Tiere auf ethisch korrekte und tierfreundliche Weise eingedämmt. Für Firmen sowie Hausbesitzer, die tiergerechte Lösungen für ansässige Tauben suchen, bieten wir ebenfalls unsere Unterstützung an.

Als gemeinnütziger Verein sind wir natürlich auf Hilfe und Spenden angewiesen - wie ihr uns und unsere Arbeit unterstützen könnt, erfahrt ihr unter Hilfe & Unterstützung.


*Quellen:

Gutachten und Einschätzungen zur Gefahr von Taubenkot:

Gutachten von  Dr. iur. Christian Arleth zur staatlichen Verantwortung für Stadttauben: